2025: It’s time.

Mit dem Beginn dieses Jahres müssen wir uns nun unweigerlich mit dem härtesten Teil der Entsendung beschäftigen: dem Wiederkommen.

(Thailand, Khao Lak, Dezember 2024)

Die Repatriation ist ein aufwändiger Prozess zwischen Bürokratie und Koffer packen und all den unsichtbaren emotionalen Themen. Natürlich möchte ich nicht, dass der Container irgendwo zwischen der Straße von Melaka, der Andamanensee und dem indischen Ozean verloren geht, aber der schwierige Teil liegt woanders.

Als Wiederholungstäter wissen wir zum Teil, was da auf uns zukommt. Allerdings haben sich zum ersten Wiederkommen zwei Dinge entscheidend geändert. Zum einen gibt es ein Kind, welches den Prozess zum ersten Mal durchleben wird und zum anderen geht es für uns in unsere Heimat zurück. Das ist gleichzeitig freudig aufregend, wie auch gruselig. Ja, gruselig. Wir haben vierzehn Jahren nicht mehr in der Heimat gelebt. Das war teilweise freiwillig, aber auch berufsbedingt nicht anders möglich. Die Zeit ist dort natürlich auch nicht stehen geblieben.

Das Kind betont da jedes Mal, das es nur das zu Hause von uns beiden Eltern war/ist. Recht hat es! Zeit seines Lebens war es bisher dort nur zu Besuch. Natürlich gibt es dort die ganze Familie und auch die einen oder anderen Bekannten, aber es bedeutet unweigerlich, dass Schule/Freunde/Hobbys usw. bei Null aufgebaut werden müssen.

(Thailand, Khao Lak, Dezember 2024)

Mit Ende 30 irgendwo wieder neu anzufangen ist auch nicht so einfach was Freundschaften betrifft. Hier in Expathausen ist das auf jeden Fall einfacher, da immer wieder neue Leute kommen und Kontakte suchen. Das Gleiche gilt auch für das Kind. In einer deutschen Auslandsschule ist das Kommen und Gehen ein normaler Prozess und die Kinder sind es gewohnt neue Klassenkameraden aufzunehmen. Bei einer Klassengröße von durchschnittlich 15 Kindern herrscht hier auch meistens ein guter Klassenzusammenhalt.

(Thailand, Namtok Sai Rung Waterfall, Dezember 2024)

Das alles sind übrigens oft Gründe wegen denen ehemalige Expats am „Zugvogel- Effekt“ leiden – also dem Gefühl nach der Rückkehr schnell wieder die Koffer zu packen und woanders gehen zu wollen. Ich kann das absolut verstehen: Mit dem acht Wochen alten Kind auf dem Arm habe ich damals in unserem kleinen hessischen Wohnzimmer auch davon geträumt weiter die Welt zu entdecken. Ab einem gewissen Punkt fühlt sich das nämlich deutlich leichter an, als in das vermeintlich Bekannte zurückzukehren.

Wir wollen zurückkommen und wir wollen auch bleiben – aber: War es das jetzt? War das die abenteuerliche Auslandszeit die ab August nur noch unserer Erinnerung stattfindet?

Ziemlich schnell stellt man leider fest, dass nur ein kleiner Kreis an Menschen verstehen kann wovon man eigentlich spricht, wenn man ein weitentferntes Land und das eigene Leben dort vermisst. Das geschieht zeitgleich mit dem Part, bei dem man sich freut, Familie und verbliebene Freunde wieder in der Nähe zu haben.

Um diesen Zwiespalt mal bildlich darzustellen: Wir freuen uns riesig demnächst mal eben auf einen Kaffee Familienmitglieder besuchen zu können. Wir haben bereits eine handvoll Einladungen für Hochzeiten, Einschulungen und andere Veranstaltungen für den kommenden Herbst und das ist grandios. Gleichzeitig sehe ich mich schon beim letzten und deshalb traurigem Blick aus dem Fenster auf die so vertraute Skyline, die letzte Fahrt durch unsere Straße, vorbei an der Mall, raus aus unserem Viertel, ein letztes Mal zum Flughafen. Alles in dem Wissen, dass wir viele Menschen die unseren Alltag ausgemacht haben niemals mehr wiedersehen werden.

Wenn wir dann zwischen Freude und Trauer in Europa aus dem Flugzeug steigen haben wir eine Wagenladungen Erfahrungen im Gepäck, welche uns verändert haben.

Und jetzt stellt sich dem ein oder anderen die Frage: Warum macht man so etwas überhaupt? Die Antwort ist tatsächlich ganz einfach: Wir haben während der Auslandszeit(en) so viele tolle Menschen kennengelernt, Einblicke in fremde Kulturen bekommen, sind über uns hinaus gewachsen, als Familie immer weiter zusammen gewachsen und haben wahnsinnige viele grandiose Landschaften, Naturwunder und Städte sehen dürfen. All diese vielfältigen Erfahrungen sind den ganzen Aufwand wert!


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