Am letzten Wochenende waren wir, relativ spontan, zur Hochzeit eines Arbeitskollegen meines Mannes eingeladen. Die ganze Familie. Das war eine Überraschung, da wir im Großen und Ganzen nur unsere deutschen Hochzeitsbräuche kennen und da läd man im Regelfall niemanden eine Woche voher ein und schon gar nicht, wenn man die Leute kaum bis gar nicht kennt. Aber hier ist es anders.

Jeder den man kennt wird eingeladen – mit Familie oder Singles mit einem Freund/ einer Freundin. Die Hochzeitsfeier fand zwischen 11 Uhr und 16 Uhr statt. In dieser Zeit konnte man irgendwann kommen, wurde von den Brauteltern begrüßt und ging dann rein, um sich einen Platz zum Essen zu suchen. Nach dem Essen vom Buffet haben wir uns ein bisschen unterhalten. Irgendwann war es Zeit zum Brautpaar zu gehen. In unserem Fall hielten sich alle Kolleg:innen gemeinsam bereit, bis es Zeit für ein Gruppenfoto mit dem Brautpaar war. Danach wurde noch gratuliert und das war es auch schon. Auf dem Weg nach draußen gab es noch kleine Gastgeschenke und die Familie der Braut, die diese Feier ausgerichtet hat, bedankte sich bei allen. Damit war die Hochzeit für uns auch schon wieder vorbei.
(Das Gruppenfoto ist wirklich schön geworden, aber ich kann es aus Datenschutzgründen hier nicht hochladen. Der Bräutigam sah in seinem schicken, dunkelblauen Anzug gar nicht anders aus, als wir uns das vorstellen. Die Braut sah wie eine Prinzessin aus. In einem hellblauen Kleid, über und über mit Glitzersteinen besetzt. Alle Gäste auf dem Bild waren übrigens aufgeteilt. Die Männer auf der Seite des Bräutigams und die Frauen auf der Seite der Braut.)

Soweit die Kurzfassung. In Wirklichkeit war das Ganze echt spannend und aufregend. Als wir die Einladung bekamen war das Überraschung, Freude und Unsicherheit zugleich. Eine malaysisch, muslimische Hochzeit? Wie toll, dass wir da dabei sein dürfen. Aber was zieht man da an? Wie müssen wir uns Verhalten? Was wird geschenkt? Glücklicherweise sind die Kolleg:innen meines Mannes alle sehr hilfsbereit und haben uns geduldig alle Fragen beantwortet und sich auch sehr gefreut, dass wir mitkommen und teilnehmen möchten.
Uns wurde gesagt, dass wir anziehen können, was wir möchten. Gerade für mich als Frau dennoch ein schwieriges Unterfangen. Selbst mein langes Sommerkleid hat noch kurze Ärmel. Das ist grundsätzlich kein Problem, aber wenn man sowieso schon auffällt, weil man kein Kopftuch trägt… Ich habe dann doch noch ein Tuch gekauft, um möglichst viel Arm zu bedecken. Mit unbedeckten Haaren und mindestens einen Kopf größer als die anderen Frauen war, für meinen Geschmack, auffällig genug.
Eine Kollegin hat uns dann netterweise zu Hause abgeholt, um uns mit zur Hochzeitsfeier zu nehmen. Diese fand am Rande der Stadt statt und die Fahrt war schon den Ausflug wert. Einerseits konnte ich die Kollegin nun auch mal kennenlernen und außerdem haben wir neue Stadtteile gesehen und auch kleine Dörfer. Es ist wirklich spannend wie schnell sich das Stadtbild von neu zu alt bzw. traditionell ändert und wie hier einfach alles gleichzeitig und gemeinsam stattfindet. Mall neben Markt, Kirche neben Moschee usw.

Beim Ankommen wurde die Männer durch den Brautvater und die Frauen durch die Brautmutter begrüßt. Danach ging es direkt durch den Saal um Sitzplätze zu finden und etwas zu Essen. Das Brautpaar sahen wir erstmal nur kurz im vorübergehen. Sie saßen gemeinsam an der, mit wahnsinnig vielen Blumen geschmückten, Kopfseite des Saales.

Zu Essen gab es Reis, Fleisch, Gemüse und zum Nachtisch süßen Porridge aus Bohnen. Alles ganz typische malaysische Speisen. Ebenso typisch ist die Schärfe des Essens. Das ist hier die Herausforderung – für uns Erwachsenen, aber besonders fürs Kind. Während man sich hier keine Sorgen machen muss, dass irgendwo Alkohol drin ist, ist es hier stattdessen die Schärfe.
Nach dem Essen war noch etwas Zeit die Kolleg:innen kennen zu lernen. Das war für mich sehr schön, für das Kind eher langweilig. Denn nach knapp vier Wochen Malaysia spricht es natürlich noch kein Englisch und konnte den Gesprächen nicht richtig folgen.
Irgendwann ging es dann aber gesammelt los, um mit dem Brautpaar ein Foto zu machen und zu gratulieren. Das war nochmal sehr aufregend. Auch hier waren die Kolleg:innen sehr hilfsbereit und haben uns alles gesagt, was wir machen werden: Wie hinstellen, wem wann gratulieren und so weiter. Bis vor zwei Tagen habe ich auch nicht gewußt, was ich beim Ausruf „Mini Love“ auf dem Foto machen soll. 🙂

Die Hochzeit findet für das Brautpaar übrigens in drei Teilen statt. Es gibt die Trauzeremonie, die Feier für die Seite der Braut und die Feier für die Seite des Bräutigams. Bei einer Feier sind mehrere hundert Leute anwesend, aber eben nicht zur gleichen Zeit.
Es war ein tolles Erlebnis!
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